Die Bank des Wissens - 3 Ebene der Psychotherapie

Drei Ebenen der Wirksamkeit in der Psychotherapie: Aufgaben und Zielsetzung

Keywords:  #Therapieziele, #Wirksamkeit, #Effektivität, #Ziele, #Aufgaben, #Aufgabe

Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt.

Forrest Gump

Psychotherapie ist nicht gleich Psychotherapie 

Psychotherapie kann ein langer und schwieriger Weg sein. Dabei kann die Effektivität von Psychotherapie stark variieren.  Viele Menschen haben bereits die Erfahrung gemacht, über Jahre hinweg Psychotherapie gemacht zu haben, ohne jedoch wesentliche Erfolge zu erzielen. Sie haben oft das Gefühl, dass ihre Zeit und Energie verschwendet wurde und dass sie keinen Nutzen aus der Therapie gezogen haben. Diese Erfahrungen können sehr entmutigend sein und dazu führen, dass die Betroffenen das Vertrauen in die Psychotherapie verlieren. Sie können sich auch zurückziehen und das Gefühl haben, dass sie mit ihren Problemen allein gelassen sind. Manchmal können sie sogar das Gefühl haben, dass die Therapie ihr psychisches Wohlbefinden noch weiter verschlechtert hat.

Es gibt jedoch auch Menschen, die durch Psychotherapie erhebliche Fortschritte gemacht haben und sich deutlich besser fühlen als zu Beginn der Therapie. Sie haben gelernt, wie sie mit ihren Problemen umgehen und ihre psychischen Belastungen besser bewältigen können. Sie haben das Gefühl, dass sie dank der Therapie eine bessere Lebensqualität haben und in der Lage sind, ihre Ziele zu erreichen.

Ein klares Ziel ist der Anfang von allem

Die Wirksamkeit von Psychotherapie kann höchst unterschiedlich ausfallen, was das letztendliche Ergebnis betrifft. Doch woran lässt sich im Vorfeld definieren, wie effektiv die Therapie sein wird und wie kann man die Wirksamkeit der Psychotherapie voraussagen?

Sobald wir uns bewusst machen, dass es in der Therapie nicht nur eine, sondern gleich drei Ebenen der Effektivität gibt, wird die Beantwortung der Frage nach der Wirksamkeit  nicht mehr so schwierig sein.

Entscheidend ist dabei die Aufgabenstellung.  Bevor Sie in Ihr Auto steigen und eine lange Reise in den Urlaub antreten, ist es von Bedeutung, das Ziel vor dem Start zu definieren und es in das Navigationsgerät einzugeben. In ähnlicher Weise ist es wichtig, dass das Ziel einer Psychotherapie bereits zu Beginn definiert wird. Bevor man sich auf den Weg macht, um eine Veränderung herbeizuführen, muss man sich bewusst sein, was man erreichen möchte. Nur so kann man die Aufgaben und Schritte planen, die erforderlich sind, um das gewünschte Ziel zu erreichen.

Durch die Definition von klaren Zielen und die Planung der notwendigen Schritte wird die Psychotherapie effektiver und erfolgreicher. Es ermöglicht auch eine bessere Überwachung des Fortschritts und eine kontinuierliche Anpassung der Therapieziele und -methoden.

Ohne klare Aufgabenstellung und Zielsetzung kann es schnell zu Enttäuschungen kommen. Deshalb ist es wichtig, vor Beginn der Psychotherapie mit dem Therapeuten zu sprechen und gemeinsam zu definieren, auf welcher Ebene gearbeitet werden soll.

Je nachdem, wie die Ziele in der Psychotherapie formuliert werden, variiert die Wirksamkeit der gesamten Behandlung. Ausgehend von der Zielsetzung lassen sich drei Ebenen der Wirksamkeit unterscheiden.

Die erste  Ebene der Effektivität und Wirksamkeit in der Psychotherapie

Die erste Ebene der Psychotherapie dient dazu, den Patienten zu informieren, ihn kennenzulernen und seine Selbstreflexion zu fördern. In der Regel wählen Patienten diese Ebene aus Interesse und zur Erkundung, da sie mehr über sich selbst erfahren und die Gründe für ihr Verhalten und ihre Emotionen besser verstehen möchten. Dabei geht es darum, die eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen und zu verstehen, warum bestimmte Verhaltensmuster und Denkweisen entstehen. Der Therapeut unterstützt den Patienten dabei, eine realistische Selbstwahrnehmung zu entwickeln.

In der kognitiven Verhaltenstherapie werden beispielsweise negative Gedanken und Überzeugungen, die die Stimmung beeinträchtigen, identifiziert. In der psychodynamischen Therapie hingegen werden unbewusste Konflikte und Emotionen aufgedeckt. 

In der ersten Ebene der Psychotherapie werden Ziele für Informations-, Erkundungs- und Selbstreflexionsaufgaben oft intuitiv und als selbstverständlich vorausgesetzt. Der Fokus des Therapeuten liegt dabei darauf, den Patienten bei der Suche nach einem tieferen Verständnis seiner selbst zu unterstützen und ihm zu helfen, die Gründe für sein Verhalten und seine Emotionen zu erkennen.

Es ist zwar wichtig, sich zu informieren, jedoch wird es ohne weitere Schritte nicht ausreichend sein und lediglich ein interessantes Wissen bleiben.

Die zweite  Ebene der Effektivität und Wirksamkeit in der Psychotherapie 

In der zweiten Ebene der Psychotherapie steht der Leidensdruck des Patienten im Vordergrund. Die Informationssammlung und Erkenntnisse sind in dieser Phase sekundär. Primär  geht es darum, Symptome zu reduzieren, sei es Anspannung, Unruhe, Traurigkeit, Hilflosigkeit, negative Gedanken  oder etwas anderes.Die Aufgaben der zweiten Ebene sind auf die Reduktion von Leidenssymptomen ausgerichtet. Der Patient verspürt einen starken Leidensdruck, der ihn dazu antreibt, Linderungen herbeizuführen und die Symptome zu minimieren. 

Auf Ebene zwei der Psychotherapie geht es nicht darum, dem Patienten neue Verhaltensweisen beizubringen (verändertes Verhalten) oder ihm neue Fertigkeiten zu vermitteln, sondern vielmehr darum, die Erleichterung in einer schwierigen Situation zu schaffen. Wenn der Leidensdruck sehr stark ausgeprägt ist, ist eine Krisenintervention erforderlich. Zum Beispiel bei vielen Patienten, die unter Angst, Anspannung oder Unruhe leiden, entsteht auf Ebene zwei der Psychotherapie automatisch das Ziel, Entspannung zu erreichen. Denn der Leidensdruck, der durch diese Symptome entsteht, soll reduziert werden, um eine Verbesserung der Lebensqualität zu erzielen. Dabei geht es nicht unbedingt um die Etablierung neuer Verhaltensmuster, sondern vielmehr um die Reduktion der Spannung. Die Entspannung kann auf unterschiedliche Weise erreicht werden, beispielsweise durch Entspannungsübungen. 

Die Ziele auf dieser Ebene werden meist intuitiv gesetzt, da es für den Patienten selbstverständlich ist, dass er seinen Leidensdruck reduzieren möchte. Diese Ziele können beispielsweise eine Verbesserung der Selbstwahrnehmung, eine Reduktion von Ängsten, Spannungen und Unruhe oder eine Verbesserung der depressiven Stimmung umfassen.

Die häufigsten psychotherapeutischen Interventionen in dieser Phase sind Entspannungsübungen wie zum Beispiel progressive Muskelentspannung, Yoga oder Autogenes Training. Hierbei lernt der Patient bewusst seine Muskeln zu entspannen und Stress abzubauen. Außerdem werden achtsamkeitsbasierte Interventionen eingesetzt, bei denen der Patient lernt, seine Gedanken und Emotionen zu beobachten und zu akzeptieren, ohne sie zu bewerten. Dadurch kann er Stress reduzieren und seine Stimmung verbessern.

Die dritte Ebene der Effektivität und Wirksamkeit in der Psychotherapie 

Während die ersten beiden Ebenen sich oft auf Informationsbeschaffung, Selbstreflexion und Symptomreduzierung konzentrieren und keine expliziten Aufgabenstellungen erfordern, geht es auf der dritten Ebene um echte Entwicklung und Transformation. Hierbei werden Veränderungen geplant und umgesetzt, die langfristige Auswirkungen auf die Lebensqualität haben.Die Erarbeitung und Formulierung von Entwicklungszielen  erfordert ein tiefes Verständnis der individuellen Bedürfnisse und der spezifischen Situation des Patienten. Der Therapeut muss eng mit dem Patienten zusammenarbeiten, um dessen spezifischen Probleme und Herausforderungen zu verstehen und gemeinsam zukunftsorientierte Ziele zu definieren. 

Der Prozess  ist sehr komplex und erfordert mehrere Arbeitsschritte. Das Definieren der Aufgaben auf dieser Ebene ist keine leichte Aufgabe, aber es ist von entscheidender Bedeutung für den Erfolg der Psychotherapie. Der Therapeut hat hierbei eine bedeutende Rolle, die individuellen  Ursachen für bestehende Probleme zu finden um diese zu verändern. Hierbei geht es nicht nur um die kurzfristige Erleichterung oder Entlastung , sondern um eine tiefgreifende Veränderung der Denk- und Verhaltensmuster des Patienten.  Der Patient wird aktiv in den Prozess der Veränderung einbezogen.

Das Finden der Ursachen  für die Probleme kann eine komplexe Aufgabe sein, die viel Erfahrung, Wissen und Fingerspitzengefühl erfordert. Der Therapeut muss einfühlsam und geduldig vorgehen und dem Patienten dabei helfen, sich auf die Veränderung einzulassen.

Insgesamt geht es in der Psychotherapie also nicht nur um die Behandlung von Symptomen, sondern um eine zielorientierte Veränderung des Verhaltensmusters und des Lebensstils. Indem der Patient die Ursachen seiner Probleme erkennt und durch funktionelle Lösungsstrategien verändert, kann er ein erfüllteres und glückliches Leben führen. Die Leichtigkeit ist keine angeborene Fähigkeit, sondern muss erlernt und fleißig geübt werden.

Dabei ist es wichtig zu betonen, dass eine erfolgreiche Psychotherapie eine Zusammenarbeit zwischen Therapeut und Patient erfordert. Der Therapeut stellt dabei nicht nur sein Fachwissen zur Verfügung, sondern schafft auch eine vertrauensvolle Atmosphäre, in der der Patient offen über seine Probleme sprechen und sich auf den Veränderungsprozess einlassen kann. Zudem ist es für eine erfolgreiche Psychotherapie wichtig, dass der Patient motiviert ist, an sich selbst zu arbeiten und Veränderungen anzustreben. Die Veränderung muss dabei vom Patienten selbst ausgehen, der Therapeut unterstützt ihn dabei lediglich.

Zusammenfassung

Psychotherapie umfasst drei Ebenen. Während sich die ersten beiden Ebenen auf Informationsbeschaffung, Selbstreflexion und Symptomreduzierung konzentrieren und keine spezifischen Aufgaben erfordern, geht es auf der dritten Ebene um echte Entwicklung und Transformation. Hierbei werden Veränderungen geplant und umgesetzt, die langfristige Auswirkungen auf die Lebensqualität haben. Der Prozess ist sehr komplex und erfordert mehrere Arbeitsschritte. Es ist wichtig, dass der Therapeut eng mit dem Patienten zusammenarbeitet, um dessen individuelle Bedürfnisse und spezifische Situation zu verstehen und gemeinsam zukunftsorientierte Ziele zu definieren. Der Fokus liegt hierbei nicht nur auf der kurzfristigen Erleichterung oder Entlastung, sondern auf einer tiefgreifenden Veränderung der Denk- und Verhaltensmuster des Patienten. Der Patient wird aktiv in den Prozess der Veränderung einbezogen. Eine erfolgreiche Psychotherapie erfordert eine Zusammenarbeit zwischen Therapeut und Patient, in der der Therapeut eine vertrauensvolle Atmosphäre schafft und der Patient motiviert ist, an sich selbst zu arbeiten und Veränderungen anzustreben.

Es ist nicht empfehlenswert, eine Psychotherapie ohne klare und sorgfältig ausgearbeitete Ziele zu beginnen oder sich auf intuitive und oberflächliche Zielsetzungen zu verlassen. Denn nur mit einer klaren Zieldefinition und einer fundierten Herangehensweise kann der Therapeut gezielt auf die Bedürfnisse des Patienten eingehen und eine erfolgreiche Therapie ermöglichen.