Kommunikation Psychotherapie

Die Herausforderung der Kommunikation: Verstehen und Überwindung von Abwehrhaltungen

Kommunikation ist der Austausch von Informationen zwischen Menschen und kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. Damit eine Kommunikation erfolgreich verläuft, ist es wichtig, dass der Sender und der Empfänger auf der inhaltlichen Ebene auf derselben Seite stehen. Allerdings gibt es häufig Situationen, in denen der Empfänger in einer Abwehrhaltung ist und die Informationen nicht richtig verarbeitet werden können.

In diesem Artikel geht es um die Herausforderungen der Kommunikation und wie man Abwehrhaltungen verstehen und überwinden kann. Wir werden uns mit den Grundprinzipien der Abwehr-Kommunikation auseinandersetzen und diskutieren, wie man sie identifizieren und überwinden kann, um eine erfolgreiche Kommunikation zu ermöglichen.

Kommunikation im Fokus: Das Zusammenspiel von Sender und Empfänger

Kommunikation ist der Austausch von Informationen zwischen Menschen. Dies kann durch Sprache, Gestik, Mimik oder Schrift erfolgen. Dabei ist es wichtig, dass die Botschaft des Senders von dem Empfänger richtig verstanden wird.

In der menschlichen Kommunikation gibt es verschiedene Faktoren, die die Wahrnehmung und das Verständnis beeinflussen können. Dazu zählen zum Beispiel die kulturellen Hintergründe, die Persönlichkeit und Erfahrungen der beteiligten Personen sowie der Kontext, in dem die Kommunikation stattfindet.

Erfolgreiche Kommunikation auf inhaltlicher Ebene.

Im Idealfall kommt die Botschaft des Senders sowie die Informationen auf der inhaltlichen Ebene des Senders beim Empfänger auf derselben Ebene an. Wenn die Kommunikation jedoch erfolgreich verläuft, kann sie sehr effektiv sein. So ist es beispielsweise möglich, dass ein Sender einer Botschaft eine klare Vorstellung davon hat, was er sagen möchte, und dass der Empfänger diese Botschaft auch genauso versteht, wie sie gemeint ist. Ähnlich wie bei Kommunikation mit einem PC, werden Fragen auf der Informationsebene verarbeitet und beantwortet.

Ein gutes Beispiel für gelungene menschliche Kommunikation ist eine erfolgreiche Teamarbeit in einem Unternehmen. Hierbei ist es wichtig, dass alle Beteiligten ihre Aufgaben und Verantwortlichkeiten verstehen und sich untereinander abstimmen können. Eine klare und offene Kommunikation trägt dazu bei, dass Probleme schneller erkannt und gelöst werden können, was letztendlich zu einem erfolgreichen Ergebnis führt.

Grundprinzipien der Abwehr-Kommunikation: Die unerfüllbare Mission, sich selbst unverletzlich zu machen.

In der zwischenmenschlichen Kommunikation geht es jedoch nicht nur um die Übertragung von Informationen. Es ist äußerst selten, dass ein Empfänger einer Nachricht rein auf der inhaltlichen Ebene bleibt. Vielmehr hängt die Art und Weise der Kommunikation von seinem Zustand und seiner Haltung ab. Häufig fühlt sich der Empfänger bedroht und hat das Bedürfnis, sich zu schützen. Die Abwehrmechanismen bleiben immer aktiv. Wenn der Empfänger in einer Abwehrhaltung ist, wird jede Information wie in einer Abwehrquarantäne auf Gefährlichkeit geprüft. Die Information wird nicht auf ihre potenzielle Harmlosigkeit, sondern vielmehr daraufhin geprüft, warum sie gefährlich sein könnte und wie gefährlich sie für den Empfänger ist. Dabei werden nicht nur Worte, sondern auch nonverbale Signale verarbeitet. Eine inhaltliche Kommunikation ist ausgeschlossen, wenn sich der Empfänger in dieser Quarantäne befindet. Es werden Gefahren entdeckt und gefunden, während der Empfänger sich verunsichert, angegriffen, schuldig, verärgert oder hilflos fühlt. Beweise werden gesammelt, und das Abwehrsystem sucht nach Bestätigung, verlässt dabei jedoch die inhaltliche Ebene der Realität. Das Abwehrsystem sucht nach Beweisen, um zu ermitteln, was der Sender zerstören will und was beim Empfänger zerbrechlich und fehlerhaft ist.

Der nächste logische Schritt und eine weitere Funktion des Abwehrsystems ist der Schutz. Es entstehen blitzschnell Antworten, die nicht inhaltlich sind, sondern vielmehr die Funktion haben, sich selbst zu schützen. Das Abwehrsystem bleibt in der Abwehrhaltung, um folgende Aufgaben zu erfüllen: das Zerbrechliche, Schwache und Falsche muss versteckt werden. Der Sender wird reflexartig als Angreifer markiert. Die Antworten des Empfängers entsprechen der Aufgabe: Er muss sich rechtfertigen, schützen oder sich auf einen Gegenangriff vorbereiten.

Für diese Aufgaben gibt es oft vorgefertigte Formulierungen, die mit bestimmten Emotionen verknüpft sind. So können bestimmte Worte oder Sätze automatisch mit einer Abwehrreaktion verknüpft werden, die den Empfänger vor vermeintlichen Gefahren schützen soll. Auch nonverbale Ausdrucksformen wie Körpersprache oder Gesichtsausdruck können in solchen Situationen vom Empfänger aktiviert und genutzt werden, um entsprechend zu reagieren. Die Antwort des Empfängers hat dabei immer eine bestimmte Botschaft, die darauf abzielt, den Empfänger zu schützen und zu verteidigen. Meistens ist dieser Prozess jedoch unbewusst und der Empfänger ist sich nicht einmal darüber im Klaren, welche Abwehrmechanismen er gerade aktiviert hat. 

Sobald der Empfänger eine Antwort formuliert hat, wird er automatisch zum Sender. Das Spiel geht von vorne los, und die Rollen wechseln sich. Der Empfänger wird zum Angreifer, der Sender zum Verteidiger. Die Abwehrhaltung wird aufrechterhalten, und das Abwehrsystem bleibt aktiv. Dieser Kreislauf kann sich fortsetzen, bis die Kommunikation abgebrochen wird oder sich eine der Parteien öffnet und versucht, die Abwehrhaltung zu durchbrechen.

Es ist wichtig zu erkennen, dass für diese Schützt- Aufgaben vorgefertigte Formulierungen existieren, die mit bestimmten Emotionen verknüpft sind. Der nonverbale Ausdruck von Abwehrfunktionen wird ebenfalls aktiviert und genutzt. Jede Antwort hat eine bestimmte Botschaft, die sowohl den Inhalt als auch die Abwehrfunktionen des Empfängers widerspiegelt.

Ein alltägliches Beispiel für Abwehr-Kommunikation

Es war ein heißer Tag im August und Lisa und Tim hatten Freunde zum Grillen eingeladen. Lisa war für das Essen zuständig und hatte alles sorgfältig vorbereitet. Doch als es Zeit war, das Essen aus dem Ofen zu holen, war sie so sehr in ein Gespräch vertieft, dass sie es vergaß. Als sie zurück in die Küche kam, war das Essen verbrannt.

„Tim, du hast wieder vergessen, das Essen rechtzeitig aus dem Ofen zu holen. Es ist total verbrannt!“, sagte Lisa frustriert.

„Jetzt hör doch auf immer alles auf mir abzuladen! Du hättest auch mal daran denken können!“, verteidigte sich Tim.

„Das ist lächerlich! Ich bin nicht immer für alles verantwortlich!“, entgegnete Lisa.

„Ach ja? Du denkst wohl, du bist perfekt und machst nie Fehler!“, sagte Tim mit einem ironischen Unterton.

„Ich habe nicht gesagt, dass ich perfekt bin, aber es ist nicht fair, dass du immer nur mich beschuldigst“, erklärte Lisa verärgert.

„Ich beschuldige dich nicht, ich sage nur, dass du auch mal Verantwortung übernehmen musst“, erwiderte Tim.

„Ich übernehme Verantwortung für meine Fehler, aber du solltest auch deine Fehler einsehen“, forderte Lisa.

„Ich sehe meine Fehler ein, aber du machst es mir auch nicht gerade leicht“, gab Tim schließlich zu.

Die Atmosphäre zwischen den beiden war angespannt und die Stimmung am Tisch spürbar gedrückt

Drei Beispiele aus der Weltliteratur

Ein Beispiel aus der Weltliteratur für solche Abwehr-Kommunikation findet sich in Franz Kafkas Roman „Der Prozess“. Die Hauptfigur, Josef K., wird ohne Angabe von Gründen verhaftet und muss sich vor Gericht verteidigen. In einer Szene des Romans wird Josef K. von einem der Richter befragt und fühlt sich dabei bedroht und angegriffen. Er versucht sich zu rechtfertigen und zu verteidigen, jedoch ohne Erfolg. Dabei verwendet er vorgefertigte Formulierungen und nonverbale Ausdrücke, die seine Abwehrhaltung verdeutlichen.

Ein Beispiel dafür ist folgender Satz aus dem Roman: „Ich kann hier gar nicht schuldig sein, denn heute ist Samstag und ich habe nichts getan.“ Hier versucht Josef K., sich durch eine scheinbar logische Aussage zu verteidigen und sich von der Schuld zu befreien.

Hier sind zwei weitere Beispiele aus der Weltliteratur: In „Die Verwandlung“ von Franz Kafka geht es um einen Mann namens Gregor Samsa, der plötzlich in ein riesiges Insekt verwandelt wird. Seine Familie und Freunde reagieren auf diese Veränderung mit Abwehrmechanismen und versuchen, ihn zu ignorieren oder zu verdrängen. Ein Beispiel hierfür ist die Reaktion seines Vaters, der ihn als „Ungeziefer“ bezeichnet und sich weigert, mit ihm zu sprechen.  „Er warf ihm einen flüchtigen Blick zu, nur um zu überprüfen, wie er auf seine Worte reagierte, und wandte sich dann ab, um seine Frau anzuschreien, weil sie sich um diese Zeit noch nicht auszuruhen schien.“

In „Der Fänger im Roggen“ von J.D. Salinger geht es um einen Jugendlichen namens Holden Caulfield, der Schwierigkeiten hat, sich in der Gesellschaft zurechtzufinden. Wenn er versucht, mit anderen zu kommunizieren, reagieren sie oft mit Abwehrmechanismen, da er sich anders verhält als die meisten Menschen in seiner Umgebung. Ein Beispiel hierfür ist seine Begegnung mit einem Mädchen in einem Nachtclub, das ihn abweist und als „verrückt“ bezeichnet. „Ich bin nicht verrückt“, sagte ich. „Ich bin nur ein bisschen anders als die meisten Leute. Das ist alles.“

Die Grenzen des Verstehens: Warum Erkennen allein nicht ausreicht, um Abwehr-Kommunikation zu überwinden

Es ist nicht möglich, die Abwehrhaltung in der Kommunikation zu verändern, indem man nur den Inhalt auf der verbalen Ebene  oder die nonverbalen Signale berücksichtigt und versteht,  Die Abwehrhaltung ist tief in der biographischen Vorgeschichte des Empfängers verwurzelt und wird auf der kognitiven Ebene als eingeübtes Verhaltensmuster aktiviert.  

Das Bedürfnis, sich selbst zu schützen, ist eine ultimative Dominante, die tief in uns verwurzelt ist. Es wird in der biographischen Vorgeschichte erlernt und rechtfertigt die Schutzmechanismen, die wir im Laufe unseres Lebens entwickeln. Dahinter steckt oft ein Gefühl von Hilflosigkeit und Unsicherheit, das uns antreibt, uns zu schützen. In der Vorgeschichte haben wir gelernt, dass die Welt uns Bedrohungen und Gefahren bringt, und wir müssen uns selbst verteidigen. Diese Überzeugung sitzt tief und beeinflusst unser Verhalten in vielen Situationen. 

Neue Verhaltensmodelle aufbauen: Wie eine Veränderung der dominanten Abwehrhaltung gelingt

Ja, das Ändern der Dominante, die hinter der Abwehrkommunikation steckt, ist ein komplexer Prozess und er erfordert Geduld, Ausdauer und die Bereitschaft, neue Fähigkeiten zu erlernen und zu trainieren. Die Veränderung findet auf allen Ebenen statt: der kognitiven, emotionalen und Handlungsebene.  Die Entwicklung von Grundfähigkeiten wie Empathie, Selbstreflexion und Achtsamkeit kann dabei helfen, die Muster der Abwehrkommunikation zu durchbrechen und eine gesündere und produktivere Art der Kommunikation zu fördern.