Wahrnehmung-Fokussierung

Wenn die Wahrnehmung zur Last wird: Fokussierung und psychosomatische Symptome

Unsere Wahrnehmung ist nicht linear und wird von vielen Faktoren beeinflusst. Zum Beispiel kann eine schwangere Frau eher andere schwangere Frauen bemerken, da sie sich aufgrund ihrer eigenen Erfahrung für das Thema sensibilisiert hat. Oder wenn wir ein bestimmtes Auto kaufen, scheint es plötzlich auf der Straße häufiger zu erscheinen, weil unser Fokus darauf gerichtet ist. Diese Effekte zeigen, wie unsere Wahrnehmung von unseren Erwartungen, Erfahrungen und Vorurteilen beeinflusst wird. In diesem Artikel beschäftigen wir uns damit, wie unsere Wahrnehmung durch Faktoren wie Aufmerksamkeit und Fokussierung beeinflusst wird und wie wir lernen können, unsere Wahrnehmung zu optimieren.

Unser begrenztes Gehirn: Wie Fokussierung uns hilft, Informationen zu filtern

Unsere Wahrnehmung ist nicht grenzenlos und unbegrenzt. Wir können nicht alles um uns herum auf einmal wahrnehmen. Stattdessen wählen wir aus der Vielzahl von Informationen und Reizen, die uns umgeben, nur bestimmte aus, auf die wir unsere Aufmerksamkeit und unsere Wahrnehmung richten. Dieser Prozess der Fokussierung findet meistens unbewusst und automatisch statt und wir haben nur begrenzte Kontrolle darüber.

Unser Gehirn verfügt über eine begrenzte Kapazität und kann nicht alle Reize und Informationen gleichzeitig verarbeiten. Deshalb müssen wir uns auf bestimmte Aspekte konzentrieren, um eine sinnvolle Wahrnehmung zu erhalten. Wenn wir uns beispielsweise auf eine bestimmte Aufgabe konzentrieren, werden Informationen, die nicht relevant sind, ausgeblendet, damit wir uns besser auf das Wesentliche konzentrieren können.

Dieser Prozess der Fokussierung hilft uns auch dabei, unsere Wahrnehmung zu filtern und uns auf das zu konzentrieren, was wichtig und relevant ist. Wir können uns auf eine bestimmte Aufgabe oder ein bestimmtes Ziel ausrichten und unsere Energie darauf konzentrieren, um es zu erreichen.

Allerdings können wir nicht alles kontrollieren, was wir wahrnehmen und wie wir es wahrnehmen. Unsere Wahrnehmung wird auch von unseren Erwartungen, Erfahrungen und Vorurteilen beeinflusst. So kann es sein, dass wir bestimmte Informationen bevorzugen und andere ignorieren, weil wir sie als unwichtig oder irrelevant erachten. Auch unsere Stimmung und unser emotionaler Zustand können unsere Wahrnehmung beeinflussen.

Letztendlich ist die Fokussierung ein wichtiger Prozess, der uns hilft, unsere Wahrnehmung zu optimieren und uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Wir sollten uns jedoch bewusst machen, dass wir nicht alles beliebig wahrnehmen und dass unsere Wahrnehmung von vielen Faktoren beeinflusst wird, die außerhalb unserer Kontrolle liegen.

Die Kunst der Fokussierung: Metaphern für eine bessere Wahrnehmung 

Folgende Beispiele verdeutlichen das Phänomen der Fokussierung und helfen dabei, es besser zu verstehen. Es ist daher wichtig, diese Beispiele aufmerksam zu lesen.

  • Die Fokussierung auf unsere Wahrnehmung kann wie ein Fernglas wirken, das uns erlaubt, auf einen bestimmten Punkt zu zoomen und Details zu erkennen, die uns sonst entgangen wären. Ähnlich wie bei einem Fernglas können wir unsere Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Aspekt unserer Umgebung richten und dadurch Details und Feinheiten erkennen, die wir zuvor nicht wahrgenommen haben. Dies ermöglicht uns eine genauere und detailliertere Betrachtung von Situationen und hilft uns, bessere Entscheidungen zu treffen. Gleichzeitig kann das Fokussieren auf einen Punkt auch dazu führen, dass wir andere wichtige Aspekte ignorieren und somit möglicherweise wichtige Informationen verpassen. Es ist daher wichtig, dass wir unsere Fokussierung gezielt einsetzen und uns bewusst machen, welche Details wir dadurch wahrnehmen und welche wir möglicherweise ausblenden.
  • Die Fokussierung unserer Aufmerksamkeit kann auch mit einem Kompass verglichen werden. Wie ein Kompass, der uns in eine bestimmte Richtung lenkt und andere Optionen ausblendet, kann die Fokussierung unserer Aufmerksamkeit uns auf eine bestimmte Sache lenken und uns von anderen ablenken. Indem wir uns auf eine bestimmte Sache konzentrieren, geben wir ihr eine höhere Priorität und lenken unsere Aufmerksamkeit weg von anderen Dingen, die um uns herum passieren könnten. Ähnlich wie ein Kompass, der uns auf einen bestimmten Weg führt, kann die Fokussierung unserer Aufmerksamkeit uns auch auf einen bestimmten Pfad führen, der unsere Wahrnehmung und Handlungen beeinflusst.
  • Unsere Fokussierung auf die Wahrnehmung kann man sich wie ein Filter vorstellen, der bestimmte Informationen durchlässt und andere ausschließt. Ähnlich wie bei einem Filter werden diejenigen Informationen verstärkt, auf die wir uns konzentrieren, während andere Informationen in den Hintergrund treten und uns weniger beeinflussen. Wenn wir uns zum Beispiel auf eine Aufgabe konzentrieren, können Geräusche oder Bewegungen in unserer Umgebung in den Hintergrund treten, während wir uns auf die Arbeit konzentrieren. Der Filter, den unsere Aufmerksamkeit bildet, hilft uns, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren und uns nicht von unnötigen Informationen ablenken zu lassen.
  • Unsere Fokussierung auf eine bestimmte Sache kann man sich wie ein Laserstrahl vorstellen. So wie ein Laserstrahl eine hohe Intensität auf ein kleines Ziel ausrichtet und die Umgebung verblassen lässt, können wir uns auf eine bestimmte Aufgabe konzentrieren und dadurch andere Informationen ausblenden. Der Laserstrahl ermöglicht es uns, uns auf ein Ziel auszurichten und unsere Energie darauf zu konzentrieren, ähnlich wie wir uns bei der Fokussierung auf eine bestimmte Sache auf unsere Ziele und Aufgaben konzentrieren können und unsere Energie auf diese konzentrieren können, um sie zu erreichen.
  • Die Fokussierung unserer Aufmerksamkeit auf bestimmte Dinge lässt sich auch mit einer Metapher wie einem Radarsystem vergleichen. Ähnlich wie ein Radar hilft uns die Fokussierung, relevante Signale zu erfassen und sie von irrelevanten zu unterscheiden. Das bedeutet, dass unser Gehirn in der Lage ist, Informationen zu filtern und uns zu helfen, uns auf das Wichtige zu konzentrieren. Gleichzeitig können wir uns so auf die Dinge fokussieren, die uns am meisten interessieren oder am meisten betreffen, während wir andere Dinge ausblenden.

Die Macht des Unterbewusstseins: Warum wir uns auf das Bedrohliche fokussieren und wie es unsere Wahrnehmung beeinflusst

Ein Phänomen, das wir oft beobachten können, ist, dass wir uns auf das konzentrieren, was bedrohlich oder unangenehm ist, anstatt auf das, was sinnvoll oder positiv ist. Dies kann zu einer Verstärkung der Wahrnehmung von Schmerzen und körperlichen Symptomen führen. Dieses Phänomen ist oft unbewusst und biologisch vorprogrammiert, da unsere evolutionäre Vergangenheit uns gelehrt hat, auf potenzielle Bedrohungen zu achten, um zu überleben. Es kann jedoch auch durch äußere Faktoren wie Stress, Angst oder Depression verstärkt werden, die unsere Fähigkeit beeinträchtigen können, unsere Wahrnehmung zu regulieren und uns auf positive Aspekte des Lebens zu konzentrieren.

Wenn wir unsere Konzentration auf unangenehme und subjektiv „bedrohliche“ Körperwahrnehmungen richten, besteht die Gefahr, dass wir uns noch stärker darauf fokussieren und die Empfindungen verstärkt wahrnehmen. Dadurch können wir uns vermehrt auf den betroffenen Bereich konzentrieren und Ängste sowie Sorgen auslösen.

Indem wir uns auf unangenehme Körperwahrnehmungen konzentrieren, neigen wir auch dazu, körperliche Symptome falsch zu interpretieren und zu überbewerten. Es kann vorkommen, dass wir glauben, dass ein harmloses Symptom ein Anzeichen für eine schwerwiegende Erkrankung ist, was zu unnötigem Stress und Angst führt. Dies führt zu einer verstärkten Fokussierung auf den betroffenen Bereich und verstärkt somit die Wahrnehmung der Symptome.

Wenn der Fokus auf den Körper zur Belastung wird: Fallbeispiele 

Wenn Angst das Herzrasen verstärkt: Der Teufelskreis aus Fokussierung und Symptomverstärkung

Stellen wir uns vor, jemand spürt plötzlich, dass sein Herz schneller schlägt als gewöhnlich. Anstatt zu versuchen, ruhig zu bleiben und zu überlegen, was möglicherweise dazu führen könnte, dass das Herz schneller schlägt, fängt die Person an, sich auf das Herzrasen zu konzentrieren und wird besorgt. Die Person interpretiert das Herzrasen als ein Anzeichen dafür, dass sie einen Herzinfarkt hat oder dass etwas Ernsthaftes mit ihrem Herzen nicht stimmt. Durch diese falsche Interpretation erhöht sich die Angst und Sorge, was zu noch mehr Herzrasen führen kann. Die Person gerät in einen Teufelskreis aus Angst, Fokussierung und Symptomverstärkung.

Wenn die Angst vor Kopfschmerzen selbst zum Schmerz wird: Der Einfluss von Fehlinterpretationen bei Spannungskopfschmerzen

Eine Person, die oft unter Spannungskopfschmerzen leidet, spürt plötzlich eine Verspannung in ihrem Nacken und an den Schläfen. Anstatt die Verspannung als vorübergehendes körperliches Symptom zu betrachten, interpretiert die Person die Spannung als Zeichen für eine schwerwiegende Erkrankung wie einen Schlaganfall oder einen Tumor. Dadurch gerät sie in Panik und ihre Angst verstärkt die Verspannungen im Kopf noch weiter. Diese Verspannungen können dann zu noch stärkeren Kopfschmerzen führen, was wiederum zu noch mehr Sorgen und Angst führt. Ein Teufelskreis entsteht, der die Person immer mehr belastet und ihre Lebensqualität einschränkt.

Wenn Angst den Atem raubt: Wie emotionale Belastungen zu Atembeschwerden führen können

Eine Person, die an Panikattacken oder anderen angstbedingten Störungen leidet, kann Atemprobleme und Kurzatmigkeit entwickeln. Diese Symptome können durch die Angst und Anspannung ausgelöst werden, die das Atmen erschweren und weitere Angst auslösen können. Wenn die Person sich auf diese Atembeschwerden konzentriert und die Bedeutung dieser Symptome falsch interpretiert, kann dies zu einer weiteren Verstärkung der Angst führen. Die Person könnte glauben, dass sie nicht genug Luft bekommt oder dass ihr etwas Ernsthaftes passieren könnte, was wiederum zu noch mehr Angst und Anspannung führt und den Teufelskreis aus Fokussierung und Symptomverstärkung verstärkt.

Zusammenfassung

Die unbewusste Fokussierung auf physiologische und absolut normale Körperreaktionen kann zu einem Teufelskreis aus Angst und Symptomverstärkung führen, der die Lebensqualität der Betroffenen beeinträchtigt. Wie die Beispiele gezeigt haben, können Ängste zu verschiedenen körperlichen Beschwerden führen, wie Herzrasen, Kopfschmerzen, Atembeschwerden und Verspannungen in der Brustmuskulatur. Es ist wichtig zu lernen, wie man mit körperlichen Symptomen umgeht, um eine falsche Interpretation und Fokussierung zu vermeiden, die zu weiteren Ängsten führen kann. Entspannungstechniken, Achtsamkeitsübungen und kognitive Verhaltenstherapie können helfen, die Symptome zu lindern und die Angst zu reduzieren. Letztendlich ist es jedoch wichtig, die zugrunde liegende Ursache der Angst zu identifizieren und zu behandeln, um einen langfristigen Erfolg zu erzielen.

Neurologe und Psychotherapeut

Dr. Pastushenko